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Geschichte

Archäologie und Frühgeschichte

Die ältesten dauerhaften Siedlungspuren in der Gegend von Stein am Rhein datieren ins 5. Jahrtausend vor Christus. Die Landschaft am Ausfluss des Bodensees in den Rhein wurde schon damals für die Landwirtschaft, Fischerei und auch den Handel genutzt. An den flachen Uferpartien des Untersees finden sich einige Pfahlbausiedlungen - auch auf der Insel Werd -, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören.

Um 15 vor Christus erobern die Römer die Bodenseeregion. Im benachbarten Eschenz bauen sie die Kleinstadt (vicus) Tasgetium. Ausserdem verbinden sie das Nord- und Südufer mit einer Brücke, die von Untereschenz über die Werdinsel in den Oorich führt. In der spätrömischen Zeit (3. Jahrhundert nach Christus) wird der vicus Tasgetium grösstenteils aufgegeben, dagegen bauen die Römer eine Befestigungsanlage auf dem Hügel Burg (heute Kirche und Friedhof Burg) über dem Rhein. Dabei wurde vermutlich auch die Rheinbrücke westwärts verlegt und im heutigen  Klosterareal zur Sicherung des Übergangs eine kleinere Befestigungsanlage errichtet. Weiter südlich beim Bahnübergang wurde der römische Friedhof gefunden. Darunter fanden sich auch Gräber mit reichen Beigaben (Jagdschale).

Römische Glasschale mit Jagdszene
Glasschale mit Jagdszene gefunden auf dem spätrömischen Friedhof

Mit den Germanenzügen des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus zogen sich die Römer aus unserer Region zurück. Die Alemannen richteten auf dem Areal des Kastells eine Kirche ein. Davon zeugen die gefundenen Fundamente und Gräber mit Beigaben (Goldblattkreuz). 

Die wichtigsten Informationen zur Archäologie der Region finden sich hier

Mittelalter

Das erste Mal erwähnt wird Stein am Rhein in der circa 835 verfassten Otmarslegende des Reichenauer Abtes Walahfrid Strabo. Darin heisst es, dass Otmar auf die Insel Werd gegenüber dem Ort namens Stein verbannt worden sei und dort verstorben ist.

Erst an Allerheiligen des Jahres 1007 erscheint Stein am Rhein das nächste Mal in einer schriftlichen Quelle. König Heinrich II. schenkt das in Stein am Rhein gelegene Benediktinerkloster dem von ihm neu gegründeten Bistum Bamberg. Das Kloster wurde in den Jahren davor vom Hohentwiel nach Stein am Rhein verlegt. 

Rekonstruktion der Stadt Stein am Rhein um ca. 1250
Rekonstruktionszeichnung der Stadt Stein am Rhein ca. 1250

Das Kloster besitzt die Siedlung am Rhein und Stein am Rhein entwickelt sich im 13. Jahrhundert zur Stadt. Die Rheinbrücke wird neu gebaut, Stadtmauern entstehen. Die Herrscher verleihen Stadt und Kloster verschiedene Rechte wie Münzrecht, Marktrecht, Zollrecht. Die Freiherren von Hohenklingen üben im Auftrag des Abtes verschiedene Rechte aus. Die Herren von Hohenklingen müssen wegen zunehmender Geldsorgen ihre Herrschaftsrechte anfangs des 15. Jahrhunderts an die Herren von Klingenberg verkaufen.

Auch die Klingenberger haben mit zunehmenden Finanznöten zu kämpfen und müssen 1457 zur Schuldensanierung die Herrschaft Stein am Rhein verkaufen. Die Bürger von Stein erwerben die Herrschaftsrechte und sind daher de facto reichsfrei. Sie gingen 1459 ein Schutzbündnis mit Schaffhausen und Zürich ein, das nach dem Auslaufen 1484 von Zürich erneuert wurde.

Die Nähe von Stein am Rhein zu Zürich und Schaffhausen und der Gegensatz zu den adligen Herren  bildet den Kern der «No e Wili» Sage, die im Städtchen in unregelmässigen Abständen als Freilichttheater aufgeführt wird.

Mit dem neuen Bündnis von 1484 wurde Stein am Rhein ein Teil des Stadtstaates Zürich. Die Steiner Bürger durften in vielen Belangen autonom agieren und mussten die gnädigen Herren von Zürich nicht extra um Erlaubnis bitten. Die Reformation wurde 1524 eingeführt und das Kloster aufgehoben.

Stein am Rhein lebte in bedeutendem Umfang vom Weinbau und Weinhandel, dem Gerberhandwerk und besonders vom Transithandel und den Zöllen. Eine wichtige Importroute von Getreide und Salz verlief über den Bodensee und Rhein nach Schaffhausen und in umgekehrter Richtung wurde Wein von exportiert. Stein am Rhein erwarb im Laufe der Zeit Herrschaftsrechte über umliegende Gebiete u. a. Hemishofen (Nieder- und teilweise Hochgericht), Ramsen (Niedergericht), Wagenhausen mit Kaltenbach, Etzwilen und Rheinklingen (Niedergericht).

Stadtansicht nach Merian
Stadtansicht von Süden nach Merian

Neuzeit

Bis 1798 gehörte Stein am Rhein zu Zürich. Mit der französichen Invasion wird die alte Ordnung abgeschafft. Stein am Rhein wechselt mehrmalsi die Kantonszugehörigkeit und wird 1803 mit Hemishofen und Ramsen definitiv zu Schaffhausen geschlagen.  Eisenbahnbau und Industrialisierung erfolgen relativ spät in Stein am Rhein. Die Bahnverbindungen nach Kreuzlingen, Winterthur und Singen (Schweizerische Nationalbahn) wurden 1875 eröffnet. Bereits 1878 ging die Bahn in Konkurs und wurde an den grössten Konkurrenten verkauft. Die Stadt Stein am Rhein erlitt dadurch empfindliche finanzielle Verluste. Auch die Industrialisierung ging nur zögerlich vorwärts. Die wichtigsten Betriebe waren die Teigwarenfabrik Lieb, die Schuhfabrik Henke, die Uhrenschalenfabrik Oechslin und die spätere Stuhlfabrik Dietiker & Co. 

Schiffsanlegestelle Stein am Rhein
Dampfschiffe in Stein am Rhein

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm der Tourismus in Stein am Rhein zu. Die Gäste wurden durch die guterhaltene Altstadt und die historischen Gebäude, wie Kloster St. Georgen, Burg Hohenklingen, Rathaus angelockt. Heute zählt Stein am Rhein etwa 750’000 Besucher pro Jahr.